Idioten irritieren

Ich warte auf den Zug. Neben mir am Bahnsteig steht ein etwas seltsamer Herr und starrt sehr ausdauernd genau in meine Richtung. Was in der Tat seltsam ist, da der Zug von der anderen Seite kommen soll. Demonstratives Zurückstarren ist ihm zwar sichtlich unangenehm, bringt ihn aber nicht dazu, sein Starren zu unterlassen. Nun gut, vielleicht tue ich ihm unrecht und er starrt mich gar nicht an, sondern nur ziellos weiter in die Richtung, in die sein Kopf beim Herunterfahren des Gehirns gerade gedreht war. Das lässt sich ja experimentell überprüfen, also beschließe ich, die Gegenprobe zu machen und schlendere gemächlich an ihm vorbei auf die andere Seite.

Meine erste Theorie scheint die Realität besser zu beschreiben, denn sein Blick folgt mir und ab diesem Zeitpunkt starrt er sehr ausdauernd in diese Richtung.

Aber wieder beschleichen mich Zweifel. Ein einziger Messpunkt ist ja nicht gerade das, was man landläufig unter “statistisch signifikant” versteht. Um einen zweiten Messpunkt zu erheben, schlendere ich wieder an ihm vorbei. Er starrt wieder sehr ausdauernd in die ursprüngliche Richtung.

Ok, machen wir es etwas unterhaltsamer: Ich schlendere wieder über den Bahnsteig, bewege mich dabei jedoch langsam aber stetig hinter seinen Rücken. Hui, jetzt wird er hektisch. Es ist ihm wohl zu peinlich, sich deutlich umzudrehen und so schaut er jetzt ständig wechselnd rechts und links schräg hinter sich. Ich spiele kurz mit dem Gedanken, mich von hinten an ihn anzuschleichen und ihm auf die Schulter zu tippen, aber die Einfahrt des Zuges setzt meinen weiteren Forschungsvorhaben ein jähes Ende.

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