Aktuelle Medienzensur ähh-Kontrollideen

… sind einfach unoriginell. Ehrlich, solche Ideen gab es ja noch nie!

Ich dachte mir daher, daß heute mal ein netter Bekannter von mir, Ödön von Horvath einen Gastbeitrag schreiben darf, um kurz das Verständnis von Unterhaltungsmedien und Kunst im allgemeinen wieder etwas aufzufrischen. (ja, genau der hier)

Aus der Gebrauchsanweisung für den Regisseur zu “Kasimir und Karoline”:

“[…] infolge meiner Erkenntnisse über das Wesen des Theaters, über seiner Aufgabe und zuguterletzt Aufgabe jeder Kunst ist folgendes – (und das dürfte sich nun schon allmählich herumgesprochen haben) – die Leute gehen ins Theater, um sich zu unterhalten, um sich zu erheben, um eventuell weinen zu können, oder um irgendetwas zu erfahren. Es gibt also Unterhaltungstheater, ästhetische und pädagogische Theater. Alle zusammen haben eines gemeinsam: sie nehmen dem Menschen in einem derartigen Maße das Phantasieren ab, wie kaum eine andere Kunstart –

Die Phantasie ist bekanntlich ein Ventil für Wünsche – bei näherer Betrachtung werden es wohl asoziale Triebe sein, noch dazu meist höchst primitive. Im Theater findet also der Besucher zugleich das Ventil wie
auch Befriedigung (durch das Erlebnis) seiner asozialen Triebe.

Es wird ein Kommunist auf der Bühne ermordet, in feiger Weise von einer Überzahl von Bestien. Die kommunistischen Zuschauer sind voll Hass und Erbitterung gegen die Weissen – sie leben aber eigentlich das mit und morden mit und die Erbitterung und der Hass steigert sich, weil er sich gegen die eigenen asozialen Wünsche richtet. Beweis: es ist doch eigenartig, daß Leute ins Theater gehen, um zu sehen, wie ein (anständiger) Mensch umgebracht wird (der ihnen gesinnungsgemäß nahe steht) – und dafür Eintritt bezahlen und hernach in einer gehobenen weihevollen Stimmung das Theater verlassen. Was geht denn da vor, wenn nicht ein durchs Miterleben mitgemachter Mord? Die Leute gehen aus dem Theater mit weniger asozialen Regungen heraus, wie hinein. (Unter asozial verstehe ich Triebe, die auf einer kriminellen Basis beruhen – und nicht etwa Bewegungen, die gegen eine Gesellschaftsform gerichtet sind – ich betone das extra, so ängstlich bin ich schon geworden, durch die vielen Missverständnisse) […]”

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