Psst – Sie – ja – genau Sie – kaufen Sie ein ‘Ü’?

… oder “meine Reise nach Babylon” mit TeX.

Spulen wir noch einmal anderhalb Jahre zurück. Statt meine dünn gesähte Freizeit mit diesem Blog zu verbringen, beschloß ich ein Drehbuch für einen 90-Minüter zu schreiben.

Nach ausreichend Materialsammlung in einem Wiki kam es dann zum großen Moment, der Strukturierung und schließlich der Reinschrift.

Von der üblichen Open Source Software völlig im Stich gelassen (hat jemand schonmal CelTx ausprobiert? Ja? Und, wie war’s? Das Ding ist so dermaßen am Problem vorbei entwickelt worden, daß es einen eigenen Eintrag in diesem Blog rechtfertigen würde), mußte eine eigene, Datenbank-basierte Lösung her.

Klar, ich hätte mir auch Final Draft kaufen können, aber wie so häufig (jetzt wird es wieder Blog relevant), hatte ich Idiot das Problem wieder etwas unterschätzt – und, was viel schwerwiegender war, Final Draft kann schlichtweg nicht das, was ich wollte… (auch irgendwie Blog-relevant, oder, immerhin scheint’s ja der De-Facto-Standard zu sein?)

Aber egal, mit meiner Eigenentwicklung konnte ich dann nach zwei Monaten Arbeit zwar irgendwann wunderbar mein Drehbuch strukturieren und komplett fertig schreiben, jedoch leider noch nicht layouten.

Zum reinen Layout-Prozess ergab dann Google freundlicherweise eine wirklich gute Lösung: ScriptTex. Die hatte nur ein Problem: sie funktioniert mit plain-TeX und ich hatte ein Drehbuch auf Deutsch verfasst. (Wieder Blog-relevant, internationalle Absatzchancen des Filmes gehen dadurch erstmal gegen null…)

Für alle Unkundigen: das Satzsystem TeX ist in der akademischen Welt sehr verbreitet, allerdings hauptsächlich mit seinem Überbau LaTeX. plain-TeX kann, zumindest in der Debian-Installation, erstmal nur Englisch. Und, jetzt wird es gemein, wenn man naiv versucht, die deutschen Sprachpakete per \input einzubinden, weist er einen freundlich daraufhin, daß Deutsch als Sprache in seiner Sprachtabelle nicht vorkomme, und man doch bitte in der Dokumentation gerdoc.tex nachschauen solle, um rauszufinden, wie das richtig zu installieren sei.

Naja, gerdoc.tex existiert zwar (irgendwo im Web, in der Debian-Installation nebenbei auch nicht!), erklärt zu dem Thema aber mal – gar nichts.

Googeln zum Thema “man spricht Deutsch” bringt – auch nichts – weil alle eigentlich nur LaTeX verwenden und Bücher über TeX einen mit dem Tipp alleine lassen, das Ganze wäre halt installationsspezifisch…

Zwei Stunden Gefluche und ausführliche Verwendung des “grep” Kommandos ergab dann schließlich folgende Lösung für Debian Etch (Lenny sicherlich analog):

In der Datei /etc/texmf/fmt.d/01tetex.cnf die Zeile mit tex ändern in

tex             tex             language.dat    -translate-file=cp227.tcx bplain.ini

Als root das Kommando “update-fmts” aufrufen und dann mittels “fmtutil-sys –byfmt tex”, die s.g. Format-Tabellen neu aufbauen.

Danach funktioniert “\input ngerman.sty” bzw. “\input german.sty” ohne Probleme und es sind nicht nur Umlaute vorhanden, sondern oh Wunder, es wird auch nach deutschen Regeln getrennt.

Könnte man sagen: na und, selbst schuld, wer verwendet das auch, aber:

  • Die Ausgabe von ScriptTex sieht einfach genial aus. Punkt.
  • Kann mir mal irgendeiner von Euch “Debilian”-Jüngern erklären, warum die “internationale” Einstellung für plain-TeX nicht der verdammte Default ist?

Naja, demnächst geht es in die Previsualisierungsphase. Dann kann ich ja mal schauen, ob ich Blender entsprechend aufbohre oder doch ein paar hundert Dollar in ein fertiges Paket investiere…

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